Ein Brieflein als Beleg für die Bubiker und Oberländer Wirtschaftsgeschichte

(Bild: buebikernews)
(Bild: buebikernews)

 

Diese philatelistische Ganzsache haben wir kürzlich auf einem Online-Handelsportal entdeckt und für buebikernews ersteigert. Es handelt sich vordergründig um ein historisches Brieflein, abgstempelt am 7. April 1853 in Zürich, nachmittags, und frankiert mit einer so genannten Rayon II, 10 Rappen. Was uns aber elektrisiert hat, ist der Empfänger der Postsendung, ein gewisser «Herr Rud. Weber,  Spinnereifabrikant, in Kämoos b. Bubikon» – ein wichtigster Wirtschftspionier nicht nur für Bubikon, sondern für das ganze Oberland.

 

Rudolf Weber konnte zusammen mit seinem Bruder Hans Jacob 1819 vom Kanton Zürich Besitztümer des Ritterhauses und im Kämmoos als «Erblehen» übernehmen. Gemeinsam mit dem verschwägerten Johannes Schaufelberger errichtete Rudolf Weber 1841 im Kämmoos und an der Schwarz erste Spinnereien. Die beiden Unternehmer hatten das Potential der Wasserkraft in der Gegend – Wändhüslenbach, Schwarz und Kämmoos-Weiher – erkannt. Als Baumaterial wurden unter anderem auch Steine aus dem Chor der Ritterhauskapelle verwendet, wie die Bubiker Gemeindechronik «Bubikon – Wolfhausen, Zwei Dörfer – eine Gemeinde» bedauernd berichtet. Dadurch seien leider historisch wertvolle Grabplatten verschwunden. 

 

1854 kam es zwischen den Familien Weber und Schaufelberger zur Erbteilung, 1855 zum Verkauf der Weberschen Anteile am Ritterhaus an die Familie Schaufelberger. Rudolf Webers Sohn Werner Weber, geboren am 28. Februar 1851 im Kämmoos, führte die unternehmerische Tradition jedoch fort: Er übernahm 1870 die väterliche Fabrik, die er 1883 an Kaspar Heusser verkaufte. Durch Heirat mit Johanna Honegger wurde Werner Weber verschwägert mit der berühmten Rütner Maschinenfabrikantenfamilie. Die Maschinenfabrik Rüti, die «Joweid», in der er schon seine Lehre absolviert hatte, leitete er ab 1886 als Direktor.

 

Für die Freisinnige Partei war Werner Weber auch Mitglied im Zürcher Kantonsrat und 1911 bis zu seinem Tod 1912 im Nationalrat. Die Villa Weber beim Bahnhof Rüti ist noch immer ein bedeutendes Baudenkmal dieser Oberländer Gründerzeit. In Bubikon, wo Vater Rudolf Weber auch Schulverwalter gewesen war, zeugt noch das heutige Gasthaus Bad Kämmoos von der ehemaligen Baumwoll-Spinnerei. (bn)

 

Rudolf Weber mit seiner Frau Anna Barbara, geborene Kündig vom Homberg, und seinen drei Kindern um 1850 (Bild: Screenshot aus der Bubiker Gemeindechronik)
Rudolf Weber mit seiner Frau Anna Barbara, geborene Kündig vom Homberg, und seinen drei Kindern um 1850 (Bild: Screenshot aus der Bubiker Gemeindechronik)

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