Was soll der Pippi-Langstrumpf-Journalismus im «Zürcher Oberländer»?

(Screenshot ZO vom 9. Dezember 2024)
(Screenshot ZO vom 9. Dezember 2024)

 

Kommentar. Erinnern Sie sich? An Zeiten, als es für den «Zürcher Oberländer» kaum ein wichtigeres Bubiker Thema gab als das Budget? Vor den entsprechenden Gemeindeversammlungen wurde im Wetziker Blatt jeweils die Stimmung im Dorf gegen die Behörden so richtig angeheizt und aufgehetzt: «Bubiker Budgetknatsch» als Runnig-Story.

 

Diese Zeiten sind vorbei. Eine sehr ausführliche und inhaltlich brisante Medienmitteilung der Bubiker Ortspartei «Die Mitte» ist dem ZO gerade mal eine 450-Zeichen-Kurzmeldung wert. Dass die Partei eine vierprozentige Steuersenkung fordert, wird ganz am Schluss der Meldung knapp in einem einzigen Satz erwähnt. Keine Begründung, keine Argumente, nichts.

 

Und über dem Artikelchen steht der lapidare Titel «Die Mitte hat Parolen zur Gemeindeversammlung gefasst». Wie bitte? Warum nicht gleich Titel wie: «Der Gemeinderat hat eine Sitzung abgehalten», «Die Gemeindeversammlung hat stattgefunden», «Bubikon hat Beschlüsse gefasst»? Jeder Volontär, jede Hobby-Journalistin weiss, dass man mit einer solchen inhaltslosen Titelsetzung keine Karriere im schreibenden Metier zu erwarten hat. Das weiss auch – wir hoffen es zumindest – der in Wolfhausen wohnhafte ZO-Chefredaktor Michael Kaspar.

 

Warum also – im Vorfeld einer vermutlich brisanten Budget- und Steuerfussdebatte – dieser zur Schau gestellte Anschein von Ignoranz und journalistischer Inkompetenz? Oder noch schlimmer: von Verniedlichung aus Gefälligkeit? Dass es dem ZO wirtschaftlich nicht gut geht, ist allgemein bekannt. Friede-Freude-Eierkuchen-Schreibe nach dem Lebensmotto von Pippi Langstrumpf «Ich mach' mir die Welt, wie sie mir gefällt» ist jedoch wohl kaum ein Mittel gegen publizistischen Bedeutungsverlust.

 

Thomas Illi, Redaktionsleiter buebikernews,

ZO-Redaktor von 1982 bis 1987

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