Logo-Affäre: Es stellen sich einige sehr dringende Fragen

(Bild: zvg)
(Bild: zvg)

 

Leitartikel. Seit einer Woche herrscht in Bubikon Aufruhr um die Art und Weise, wie der Gemeinderat das im Juli – unter dem Druck einer ersten Entrüstung angekündigte – Voting zu seinen Logo-Vorschlägen durchführt. Vor allem die Tatsache, dass das bestehende Logo nicht mehr zur Diskussion steht, sorgt für heftige Reaktionen in der Bevölkerung bis hin zu Rücktrittsforderungen an den Gemeindepräsidenten Hans-Christian Angele. Zeit also, Rücklick auf das bisherige Geschehen in der Logo-Affäre zu halten und wichtige Fragen zu stellen.

 

Bereits kurz nach der Präsentation des neuen Logos («Komposthaufen») an einer Inforveranstaltung im Juni, stellte buebikernews an den Gemeinderat einige Fragen, die schriftlich beantwortet und von uns am 10. Juni 2024 publiziert wurden. Wir geben nachfolgend die Antworten nochmals im Wortlaut wieder: 

 


bn: Wie reagiert der Gemeinderat auf die massive Kritik aus der Bevölkerung am neuen Erscheinungsbild?

Gemeinderat: Bisher sind Gemeinderat und Schulpflege nur an der Informationsveranstaltung direkt mit kritischen Äusserungen konfrontiert worden. Die Gremien haben erwartet, dass diese Anpassung des Erscheinungsbildes nicht nur positiv beurteilt wird. Sie gehen aber davon aus, dass die positiven Aspekte nach einer Einführungsphase überwiegen.

 
Wie ist die Zusammenarbeit mit der Agentur CRK zustande gekommen?


Die Gemeinde hat die Aufgabe, ein neues Kommunikationskonzept inklusive Erstellung eines neuen CD zu erarbeiten, im Einladungsverfahren ausgeschrieben. Die Agentur CRK hat das überzeugendste Angebot abgegeben.

 
Wie gross sind die Kosten dieser Zusammenarbeit?

Die Auftragssumme für die Durchführung und Auswertung der Umfrage, die Durchführung und Auswertung der Workshops, die Erstellung des Konzeptes, die Erstellung des Logos und des CI/CD-Manuals beläuft sich auf CHF 35'340 (exkl. MwSt.).

Was meint der Gemeinderat zur in Kommentaren geäusserten Kritik, das neue Bubiker Logo zeige grosse Ähnlichkeit mit dem Erscheinungsbild der GLP (Blätterzweig)? Was ist davon zu halten, dass die Agentur CRK in der Tat zahlreiche Kampagnen mit grünliberaler Agenda führte und führt (Energiewende, Energiesparen, E-Mobilität, Windkraft, Energiestrategie 2050, Abstimmungsvorlage Stromgesetz)?

In allen Umfragen zeigt sich immer, dass die Bevölkerung in Bubikon die Naturnähe und die hohe Lebensqualität schätzt. Die Blätter, die ja auf unzähligen weiteren Logos und Abbildungen verwendet werden, symbolisieren diese Werte. Die Agentur CRK arbeitet für öffentliche Auftraggeber auf Ebene Bund, Kanton und auch für Gemeinden sowie für private Kunden, unabhängig von deren politischer Ausrichtung. Die erwähnten Kampagnen werden von einer Vielzahl von Parteien mitgetragen.

Von wem genau stammt die Ideenskizze zum neuen Logo?

Von der Agentur CRK.

Trifft die von Kritikern geäusserte Vermutung zu, das neue Erscheinungsbild sei eine gewollte eine Abkehr von Tradition und Geschichtsbewusstsein hin zu einer «modernen» Gemeinde mit Gestaltungswillen in grünen/grünliberalen Themen?

Das Erscheinungsbild soll die im Kommunikationskonzept und an der Infoveranstaltung vorgestellten Werte visualisieren. Dazu gehören Gestaltungswillen ebenso wie Pflege von Traditionen.

 

 

Soweit die damaligen Statements des Bubiker Gemeinderats.

 

Seit dem Juni ist allerdings viel geschehen. Es hat sich gezeigt, dass von der Angewöhnung an das «Komposthaufen»-Logo nach einer gewissen Zeit keine Rede sein kann. Das hat einen Monat nach nach diesen Fragen und Antworten auch der Gemeinderat eingestanden, indem er ein Voting über das Logo mit zwei neuen, alternativen Vorschlägen auf nach den Sommerferien versprach.

 

Diese Einsicht, die dem Gemeinderat ein paar Wochen Ruhe verschaffte, war allerdings nur eine scheinbare: Entgegen dem schriftlichen Wunsch aus dem Kreis der Bubiker Ortsparteipräsidien, auch das bestehende Logo in das Voting miteinzubeziehen, machte der Gemeinderat vor einer Woche klar, dass er das bestehende Logo definitiv nicht mehr will. Die beiden für das Voting präsentierten alternativen Skizzen waren jedoch so offensichtlich lieblos hingepfuscht, dass es fast schon weh tat.

 

Die Reaktion aus dem Volk folgte postwendend: Offene Empörung, Rücktrittsforderungen, Wut und Enttäuschung. Das von buebikernews gestartete Alternativ-Voting für das bestehende Logo wurde sofort überrannt, und die Kommentarspalten füllten sich mit ausschliesslich negativen Wortmeldungen zum Vorgehen des Gemeinderats.

 

Der Verdacht lag und liegt klar auf der Hand: Mit dem angeblichen Einlenken (Voting) sollte das im Juni präsentierte «Komposthaufen»-Logo erst recht durchgepaukt und erst noch mit einem – falschen – demokratischen Anschein «legitimiert» werden. Das Volk fühlte und fühlt sich verschaukelt, um nicht einen Ausdruck von unter der Gürtellinie zu verwenden. Sogar ein Parteipräsident (Emanuel Armbruster, Die Mitte) ging in einem mutigen persönlichen Statement auf offene Konfrontation mit dem Gemeinderat. Und selbst der «Zürcher Oberländer», das freisinnige Leibblatt des freisinnigen Gemeindepräsidenten, sprach in Titelschrift von «Aufruhr» und zitierte aus buebikernews-Kommentaren.

 

Diese Fragen müssen heute dringender denn je gestellt werden:

 

Wie kann ein von der hochkarätigen und Agentur CRK begleiteter Gemeinderat sich derart verrennen

 

Wie kann ein neues Logo Teil nicht nur eines neuen Kommunikationskonzeptes, sondern auch eines «Partizipationskonzeptes» sein, wenn man sich derart um den Wunsch des Volkes, auch das bestehende Logo miteinzubeziehen, fouttiert? Partizipation bedeutet Beteiligung. Warum wurden jede Kritik in fast schon autoritärem Stil abgeblockt? Warum wurden keine Lehren gezogen aus ähnlichen Logo-Affäre in anderen Gemeinden, zum Beispiel Wald und Uster?

 

Warum wurde der Prozess für ein neues Corporate Design mit neuem Logo Top-Down lanciert und eben gerade nicht partizipativ, mit Einbezug des Volkes oder Teilen davon? Warum wurde dazu eine teure Agentur verpflichtet, anstatt – vorhandene! – kreative Köpfe aus der Gemeinde miteinzubeziehen? Das bestehende Logo der Schule wurde vor zwölf Jahren in einem Schülerwettbewerb erkoren und war zu keinem Zeitpunkt umstritten.

 

Wie steht es tatsächlich um die Kosten dieser Übung, die sich je länger je mehr zum Desaster entwickelt? Wie inzwischen bekannt, fielen zum im Juni genannten Betrag von rund 35 000 Franken tatsächlich noch weitere Kosten an, für die Ausarbeitung zweier Alternativlogos für das Voting, aber namentlich auch für die markenrechtliche Hinterlegung und Eintragung der beiden im Juni präsentierten Logos für Gemeinde und Schule. Die entsprechenden Gebühren des Instituts für Geistiges Eigentum sind recht happig. Wie hoch also ist das bereits verbrauchte und für die weitere Umsetzung noch notwendige Auftragsvolumen tatsächlich? Was wird die Übung insgesamt gekostet haben, wenn alle Gebäude, alle Bubiker Gemeindefahrzeuge, alles Schrifttum, alle Informationstafeln, jeder Internetauftritt, überhaupt alles, worauf ein Logo platziert werden muss, mit dem neuen Design versehen sind? Hier ist unsere Rechnungsprüfungskommission (RPK) gefordert!

 

Und wie gross wird der Ärger sein, wenn Bubikerinnen und Wolfhauser tatsächlich jeden Tag ein ungeliebtes oder – nach dieser Vorsgeschichte – gar verhasstes Logo betrachten müssen? Wie lange anhaltend wird dieser Ärger sein? Bis zu den nächsten Wahlen ganz bestimmt....

 

Thomas Illi

Redaktionsleiter buebikernews

 

 

Keine Lust auf Scheindemokratie? Hier können Sie für das bestehende Logo voten!

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Kommentare: 1
  • #1

    Beobachter (Sonntag, 29 September 2024 14:39)

    Da muss man sich nur genau anschauen für wen die Agentur CR Kommunikation AG arbeitet. https://cr-k.ch/de/projekte/fdp-wahlen-2019 und so weiter.