Lieber Hans-Christian Angele
Für diesen Leitartikel wähle ich eine ungewöhnliche Form, jene des offenen Briefs. Und ich wähle das «Du» als Anrede, weil wir uns ja schon als Schulkinder kannten, damals in Horgen, du erinnerst dich.
Also: Die Sache mit dem neuen Logo entwickelt sich je länger je mehr zu einem – vor allem kommunikativen – Desaster für dich und dein Gemeinderatskollegium. Das im Juni präsentierte neue Logo mit den «Rüstabfällen» beziehungsweise dem «herbstlichen Laub» erschreckte die Menschen in Bubikon und Wolfhausen, weil es radikal Abschied nimmt von traditionellen Symbolen und Kennzeichen, die in Bubikon Identität und Heimat stifteten. Noch schimmer aber war damals die Art und Weise, wie das neue Logo der Öffentlichkeit präsentiert wurde: als Fait-accompli, zu dem das Volk nichts mehr zu sagen habe.
Dann, nach einem ersten «Shitstorm» und einer Intervention sämtlicher Bubiker Ortsparteien, das – vermeintliche – Umdenken: Es soll ein Voting geben! Allerdings sofort mit der Einschränkung: Zur «Abstimmung» sollen nur der ursprüngliche Biolabel-Vorschlag sowie zwei moderne Alternativen kommen, nicht aber das bisherige, unveränderte und offenbar heiss geliebte Logo mit dem Ritterhaus-Treppengiebel und dem Johanniter-Wappen. Sofort setzte auch hier lauter Protest ein, der aber von dir, dem Gemeinderat und der bekannten und teuren Agentur, die beratend dahinter steckt, geflissentlich überhört wurde.
Und so kam es dann auch: Gestern (24. September 2024) wurde das Voting gestartet, mit dem ursprünglichen Vorschlag und zwei «Alternativen» die – mit Verlaub – nur als schlechter Witz bezeichnet werden können. Das Ritterhaus mit Johanniter-Wappen kommt zwar vor, aber in verzerrter und windschiefer Erscheinung, wie das berühmte «alte Haus von Rocky Docky». Das kann doch nicht wirklich ernst gemeint gewesen sein, gell? Das Vorgehen weckt den dringenden Verdacht, es finde hier eine Alibi-Abstimmung statt mit dem Ziel, dem ursprünglichen, aber vom Volk offensichtlich nicht gewollten Logo-Vorschlag zum Durchbruch zu verhelfen und ihm den Anschein demokratischer Legitimierung zu verschaffen.
Das düpierte Volk durchschaute aber die Intention sofort und startete einen Entrüstungssturm sondergleichen, wie ihn noch kein bisheriger Bubiker Gemeindepräsident über sich ergehen lassen musste. Wenn du die Kommentare auf buebikernews liest, weisst du Bescheid, wie im Dorf die Stimmung gegenwärtig ist. Es wurden und werden unverhohlene Rücktrittsforderungen geäussert, und das solltest du ernst nehmen.
Was also tun in einer solchen Lage? Ich meine: Stoppe diese unehrliche Abstimmung unverzüglich! Die sture Uneinsichtigkeit, die Zwängerei und das fehlende Gespür für die Emotionen in der Bevölkerung passen so gar nicht zur Kritik, die du mehrfach zur Kommunikation deiner Vorgängerin Andrea Keller geäussert hast. In einem Interview mit dem Onlineportal «Zürioberland24» sagtest du am 22. Mai 2022: «Als normaler Bürger von Bubikon bin ich der Meinung, der Gemeinderat hat nicht gut kommuniziert und war immer in der Verteidigungsposition. Der Gemeinderat setzt ja nicht seine eigenen Ideen um, sondern die Anliegen der Bevölkerung. Und wenn diese etwas anderes will, müssen wir uns nicht verteidigen, sondern machen, was sie will.»
Warum hältst du dich heute, zwei Jahre später, nicht an deine eigenen Worte? Gilt für dich der berühmte Ausspruch des grossen deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer: «Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern»? Hoffentlich nicht! Denn von Adenauer ist noch zweiter, viel intelligenterer Spruch überliefert: «Meine Herrn, es kann mich doch niemand daran hindern, jeden Tag klüger zu werden.»
Thomas Illi
Redaktionsleiter buebikernews
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Beo (Mittwoch, 25 September 2024 11:07)
Und solange im Gremium Gemeinderat mindestens 3 Mitglieder davon dem Präsidenten zustimmen hat er die Mehrheit! Mir tun Mitglieder des Rats leid die ev. eine andere Meinung haben. Also liebe Gemeinderatsmitglieder legt endlich dem Präsidenten das Handwerk!!
M. Winter (Mittwoch, 25 September 2024 13:24)
Adenauer war eben ein demokratischer, einsichtiger Staatsmann der Grösse zeigte und zu Fehler stehen könnte. Dies geht heute leider einigen Kommunalpolitikern ab.....
:-)) (Mittwoch, 25 September 2024 15:44)
Vielen Dank Thomas!!!
BWR (Mittwoch, 25 September 2024 18:20)
Merci @buebikernews