Chaos-Tage in Uster, der drittgrössten Stadt im Kanton Zürich: In mehreren Stadtteilen war seit Donnerstag (8. August 2024) das Trinkwasser mit gefährlichen Darmbakterien verunreinigt, der Genuss gesundheitsschädlich. Die betroffene Bevölkerung erfuhr davon zunächst stundenlang nichts, dann nur per Zufall, weil ein Flyer in vereinzelte Briefkästen geworfen worden war, schliesslich in unprofessioneller Kommunikation der Stadtverwaltung, die sich offenbar in hochsommerlichem Tiefschlaf befand.
In den Läden in und um Uster waren die Regale mit Mineralwasser sofort leergeräumt. Wer immobil und ohne Auto war, hatte das Nachsehen. Oder musste bei Tempraturen über 30 Grad jeden Schluck Trinkwasser mühsam abkochen. Eine Ersatzversorgung mit sauberem Trinkwasser durch die Stadtverwaltung, mit Kanistern oder Zisternenwagen, gab es nicht. Ärger, Unmut und Kritik bei der Ustermer Bevölkerung, die auf mehrere Tage vertröstet wurde, waren riesig.
Rundum im Oberland fragte man sich: Wie wäre meine Gemeinde auf einen solchen Notfall vorbereitet? Oder bleibt nur der gute alte Notvorrat zuhause, der 9 Literwasser pro Person empfiehlt. Wer kennt im Jahr 2024 überhaupt noch diese Reminiszenz aus dem Kalten Krieg?
buebikernews hat Gemeindeschreiber Urs Tanner einige Fragen zu den Vorbereitungen in Bubikon auf eine allfällige Trinkwaser-Notlage gestellt:
Existiert in Bubikon ein Notfallplan für eine gravierende Verschmutzung des Trinkwassers? Wenn ja, ist dieser einsehbar?
Urs Tanner: Die Gemeinde stützt sich auf den Notfallplan, aus dem Bericht «Trinkwasserversorgung in Notlagen». Dieses Dokument regelt das Vorgehen
bei einer Trinkwassernotlage in Bubikon. Der Bericht ist nur für die Organisation und die verantwortlichen Personen einsehbar. Dies aufgrund von sensiblen Informationen, welche nicht öffentlich
einsehbar sein sollen.
Wie rasch und über welche Kanäle würde in Bubikon die betroffene Bevölkerung informiert und mit Verhaltensanweisungen versorgt?
Notfallorganisationen, Pflegeheim, Spitäler und dergleichen werden umgehend persönlich kontaktiert. Die Bevölkerung wird mittels eines Informationsblattes (Flyer) an alle Haushalte und über die
Webseite der Gemeinde informiert. Je nach Ausmass werden weitere Medien wie z.B. AlertSwiss beigezogen.
Welche Stellen/Personen wären in Bubikon für Medien/Bevölkerung ansprechbar?
Ansprechpersonen sind der Gemeindeschreiber sowie insbesondere der Ressortvorsteher Tiefbau und Werke, Abteilungsleiter Tiefbau und Werke sowie der Brunnenmeister
In Uster war Mineralwasser sofort in allen Läden der Umgebung ausverkauft. Für immobile Menschen ohne Auto gab es kaum eine Möglichkeit, sich mit Frischwasser einzudecken. Bestünde
die Möglichkeit, den Zivilschutz aufzubieten, um die Bevölkerung sofort mit sauberem Trinkwasser zu versorgen?
Als öffentliche Wasserabgabeorte sind grundsätzlich die Notfalltreffpunkte der Gemeinde vorgesehen (https://www.bubikon.ch/notfalltreffpunkt). Individuallösungen im Rahmen von Dienstleistung Dritter würden bei Bedarf initiiert. Dazu kann der
Gemeinderat den Regionalen Führungsstab Bachtel (RFO Bachtel) respektive die Zivilschutzorganisation Bachtel (ZSO Bachtel) aufbieten, sowie wie die Feuerwehr. Nicht zu vergessen ist, dass im
Rahmen des Notvorrates, die Bevölkerung im Rahmen der Selbstversorgung einen Vorrat von ca. 3 Liter/Tag und Person vorrätig halten sollte.
(Die Fragen wurden schriftlich gestellt und beantwortet)
Ustermer Stadtrat entschuldigt sich
In Uster hat sich inzwischen Stadtrat Stefan Feldmann, Verwaltungsrataspräsident der für die Wasserversorgung verantwortlichen Energie
Uster AG, in einer schriftlichen Mitteilung öffentlich für das Kommunikationsdebakel entschuldigt: Eine erste Überprüfung der Massnahmen habe gezeigt, dass auf technischer
Seite die für einen solchen Fall eingeleiteten Schritte fachlich und zeitlich korrekt umgesetzt wurden. Gleichzeitig mit den technischen Arbeiten seien die kommunikativen
Massnahmen eingeleitet worden: «Wie in einem solchen Fall vorgesehen, wurden zuerst umgehend grössere Institutionen mit sensitiven Zielgruppen informiert und mit einem Merkblatt
versorgt, damit sie vorsorgliche Massnahmen treffen können. Diese Information fand den Weg jedoch sehr rasch zu weiteren Bevölkerungskreisen und führte dazu, dass zahlreiche Personen Kenntnis vom
Vorfall hatten, bevor die Energie Uster AG die breite Bevölkerung selber informieren konnte.» Auch sei am Donnerstag Alertswiss nicht ausgelöst worden. «Dies hat in der Bevölkerung
Verunsicherung ausgelöst. Wir bedauern dies ausserordentlich und entschuldigen uns dafür», sagt Stefan Feldmann, Verwaltungsratspräsident der Energie Uster AG.
Die Energie Uster AG werde zusammen mit der Gemeindeführungsorganisation (GFO) der Stadt Uster die Kommunikationsmassnahmen deshalb nun im Detail überprüfen und die nötigen Anpassungen im
Krisenkommunikationskonzept vornehmen.
(bn)
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