Wie Klicks auf uralte Artikel plötzlich zu neuen Geschichten führen

(Screenshot dahar.ch)
(Screenshot dahar.ch)

 

Natürlich verfolgen wir von buebikernews – wie jedes Onlinemedium – aufmerksam, welche von unseren Geschichten besonders gelesen werden. Im Juli 2024 waren das – wenig überraschend – Artikel über das geplante Windrad am Hombergchropf und über die Gaffe des Gemeinderats mit dem neuen Logo.

 

Erstaunlicherweise wurde im Juli sehr oft aber auch ein Artikel vom 9. November 2012 angeklickt. Unter dem Titel «Erotik-Betrieb im Kämmoos mit Tantra-Angebot» berichtete buebikernews damals über ein Etablissement namens «Dahar's Tempel», das sich in unmittelbarer Nähe zum Golfplatz, zu einer beliebten Pizzeria und zu einer sehr beliebten Bar niedergelassen hatte und sogenannte Tantra-Massagen für Männer, Frauen und diverse Personen anbot. Seither verfügt Bubikon quasi über eine Art «Red-Light-District».

 

Was aber könnte der Grund für das plötzliche Interesse an der uralten Geschichte sein? Der diskrete Bubiker Tantra-Tempel ist längst akzeptiert und hat, soweit bekannt, nie zu irgendwelchen Beanstandungen oder Problemen geführt. Wir gehen der Sache nach.

 

Eine Internet-Recherche führt schliesslich zu einem Inserat auf der Seite «Kollegin.de», nach eigenen Angaben «Deutschlands Nr. 1 für Erotik-Jobs und Immobilien». «Erotik Studio in der Schweiz zu verkaufen» heisst es da, und gemeint ist offensichtlich der Dahar-Tempel in Bubikon. «Die Miete ist mit CHF 2650.- sehr günstig für ein 4,5 Zimmer Tantra Studio mit Wohnküche, 1 Keller/Lager, 2 Bädern (1x WC, 1x Dusche), Waschmaschine und Tumbler. Die Wohnung kann zur Arbeit und zum Wohnen genutzt werden. Einrichtung, Inventar: Die Tantramassage Praxis ist komplett eingerichtet und soll mit Inventar, Internetseite und Telefonnummer übernommen werden», heisst es im Inserat. Es gebe keine Konkurrenz in der Ortschaft: «Das Studio wird ausschliesslich aus privaten Gründen verkauft, um neue berufliche Wege zu gehen und Zeit für eine Weltreise zu haben.» Zahlreiche Kaufinteressenten hatten offensichtlich ihrerseits über das Objekt ihres Interesses recherchiert und waren dabei auf die alte buebikernews-Geschichte gestossen.

 

Die mediale Summer-Story erinnert ein wenig an Egon Erwin Kisch, einen Journalisten der Prager Zeitung «Bohemia», der auf kuriose Art und Weise dem Spionage-Skandal um den Obersten Alfred Redl auf die Spur gekommen sein soll. Kischs Lieblings-Fussballmannschaft soll nämlich im Mai 1913 überraschend ein wichtiges Spiel verloren haben, weil der Stamm-Torhüter des Vereins nicht auf dem Platz erschienen war. Kisch, quasi der erste Investigativ-Journalist der Medien-Geschichte, ging der Absenz des Goalies nach und fand heraus, dass derselbe, von Hauptberuf Schlosser, für eine streng geheime Polizeiaktion zugezogen worden war, um eine Wohnung gewaltsam zu öffen. Sie gehörte Oberst Redl, der sich kurz zuvor in Wien das Leben genommen, nachdem er als Spion enttarnt worden war. Die Redl-Affäre, die eigentlich hätte vertuscht werden sollen, hatte übrigens durchaus ebenfalls eine erotische Komponente... (bn)

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