«Herbstlicher Komposthaufen» statt Bubiker Wappen und Ritterhaus

(Bild: zvg)
(Bild: zvg)

 

Gemeinde und Schule Bubikon sollen künftig unter einem gemeinsamen, einheitlichen Erscheinungungsbild auftreten. Das neue Logo nimmt Abschied vom traditonellen Bubiker Wappen und dem Ritterhaus-Treppengiebel und somit vom engem Bezug zur jahrhundertealten Geschichte der Gemeinde rund um die Johanniterkommende.

 

Dies ist die wichtigste neue Erkenntnis des Informationsabends vom Mittwoch (5. Juni 2024) im Geissbergsaal Wolfhausen. Über einige der traktandierten Themen hatte der Gemeinderat schon im voraus mittels Medienmitteilungen informiert: die Einführung einer Leitung Bildung in der Gemeindeverwaltung, die geplante Teilrevision der Gemeindeordnung mit Verkleinerung der Schulpflege von sieben auf fünf Mitglieder auf die nächste Legislaturperiode sowie die Errichtung eines «Wohncontainerdorfes» für Asylbeweber in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gemeindehaus und zum bestehenden Zentrum Furtwis, um die erhöhte Asylquote des Kantons erfüllen zu können. Bestätigt wurden von Sozialvorstand Severin Länzlinger Recherchen von buebikernews, wonach zusätzlicher Wohlraum für Asylsuchende auch im alten Postgebäude in Bubikon errichtet werden soll.

 

Die Einführung der Leitung Bildung ist, wie berichtet und erwähnt, Auslöser und wesentlicher Bestandteil einer Teilrevision der Gemeindeordnung. Die Verkleinerung der Schulpflege ist möglich und nötig, weil die operativen Tätigkeiten der Schulpflege reduziert werden sollen. Die Leitung Bildung ist schulseitig das Pendant zum Gemeindeschreiberamt. Für die Änderung ist mit zusätzlichen Kosten zwischen 155 000 und 198 000 Franken zu rechnen, bei gleichzeitigen Minderkosten von rund 30 000 Franken durch die Verkleinerung der Schulpflege.

 

Änderung des Wahlverfahrens bei Erneuerungswahlen

 

Mit der Teilrevision der Gemeindeordnung soll auch, als Folge einer entsprechenden Gesetzesänderung, das Wahlverfahren geändert werden: Bis anhin fanden in Bubikon die Erneuerungswahlen mit einem leeren Wahlzettel unter Beilage eines Beiblattes statt. Vorgängig fand kein Vorverfahren statt, sondern die Kandidaten oder Kandidatinnen konnten sich ohne Wahlvorschlag auf das Beiblatt setzen lassen. Zukünftig soll bei Erneuerungswahlen zwingend ein Vorverfahren durchgeführt werden, die Wahl erfolgt dann wenn möglich mit gedruckten Wahlzetteln. Im Hinblick auf die Verkleinerung der Schulpflege soll im Fall eines vorzeitigen Rücktritts eines Mitglieds der Schulpflege während der Amtsdauer 2022 – 2026 keine Ersatzwahl mehr stattfinden.

 

Mit der Teilrevision der Gemeindeordnung sollen auch die Finanzkompetenzen des Gemeinderats erweitert werden, und die Sozialbehörde soll eine eigene Finanzkompetenz erhalten. Über die Teilrevision der Gemeindeordnung wird am 22. September 2024 an der Urne abgestimmt. Bis zum 10. Juni 2024 läuft dazu noch eine Vernehmlassung.

 

Kritische Fragen zum neuen Erscheinungsbild

 

Einige kritische Fragen und Meinungsäusserungen löste das von Gemeindepräsident Hans-Christian Angele präsentierte neue einheitliche Erscheinungsbild von Gemeinde und Schule aus, eine Folge der Einheitsgemeinde. Das neue Logo hat keinen Bezug mehr zur Geschichte der Gemeinde Bubikon, die wesentlich vom Ritterhaus des Johanniterordens geprägt war. Statt Bubiker Wappen und Treppengiebel des Ritterhauses zeigt das Logo herbstliche Blätter, die irgendwie vom Egelsee inspiriert sein sollen, aber auch ein wenig an das Logo der Grünliberalen erinnern, sowie – ebenfalls in herbstlicher Tönung – einen gelblichen, dunkelgrauen und rotorangen Farbklecks. Im Logo der Schule erscheint statt des Blätterastes ein Bleistift. Statt dem Slogan «Zwei Dörfer – eine Gemeinde» der «Doppel-Geminde» Bubikon und Wolfhausen heisst es jetzt: «Zweimal so gut».

 

Keine demokratische Mitsprache möglich

 

Über das aktuelle Logo der Schule witzelte der Gemeindepräsident, man wisse nicht, ob es «Handzeichnen ist Trumpf», «Wir sind pünktlich» oder «baufällige Gebäude» symbolisiere. Das jetzt offenbar überholte Erscheinungsbild der Schule Bubikon stammt aus dem Jahr 2012 und wurde vom damaligen Mittelstufe-Schüler Nikko Keller erschaffen. Es wurde als Sieger-Werk in einem Logo-Wettbewerb erkoren und symbolisiert, wie damals vom Schulpräsidenten betont wurde,  die drei Schuleinheiten unter einem Dach (buebikernews berichtete). Nikko Keller bekam damals als Siegerpreis einen Töggelikasten. Welche Summe das von einer bekannten Agentur entwickelte neue Logo verschlungen hat, ist nicht bekannt.

 

Die Abkehr von der Tradition wurde in mehreren Voten bedauert. Auf eine entsprechende Frage erklärte Gemeindepräsient Hans-Christian Angele, es sei  keine demokratische Mitsprache zum neuen Erscheinunsbild möglich. Die Einführung soll schrittweise erfolgen, im vierten Quartal des Jahrs 2024 mit einer neugestalteten Website.

 

Zum Schluss orientierte Liegenschaftenvorstand Reto Frey noch kurz über den Stand der Umsetzung der Immobilenstartegie. Demnächst startet das zweistufige Präqualifikations-Programm. Eine Jurierung der Vorschläge soll im Mai 2025 erfolgen. Unabhängig davon prüft die Gemeinde vier Standorte für einen neuen Werkhof.

 

(bn)

Das 2012 von Nikko Keller gschaffene Original-Logo der Schule Bubikon (Archivbild: Romy Illi)
Das 2012 von Nikko Keller gschaffene Original-Logo der Schule Bubikon (Archivbild: Romy Illi)
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Kommentare: 9
  • #1

    Renate Huber (Mittwoch, 05 Juni 2024 22:27)

    Das ausdruckslose fade neue Erscheinungsbild findet bei mir keinen Gefallen.
    Der schweizweit, ja sogar europaweit bekannte Bezug zum Ritterhaus/dem Johanniterorden geht verloren. So schade :-(
    Bubikon identifiziert sich seit Jahrzenten mit und über das Ritterhaus.

  • #2

    Johann Iter (Mittwoch, 05 Juni 2024 23:05)

    Exakt meine Meinung!

  • #3

    G.R. (Mittwoch, 05 Juni 2024 23:17)

    Der grünliberale Zweig über Egelseewellen in Bubiker Farben…bestimmt kein Zufalll

  • #4

    I.S. (Donnerstag, 06 Juni 2024 06:48)

    Sehe echt keinen Zusammenhang mit dem neuen Logo von ; Gemeinde und Schule Bubikon.
    Tradition verschwindet.Einfach schade. Genau so unverständlich wie der neue Slogan.

  • #5

    Erich (Donnerstag, 06 Juni 2024 10:20)

    Ich finde das bisherige Logo zeitlos gut und gibt mir das Gefühl von Heimat. Die Aussage "keine demokratische Mitsprache (...) möglich" empfinde ich sehr befremdlich. Allgemein fände ich einen öffentlichen Wettbewerb besser, als das Engagieren einer Agentur.

  • #6

    Martin (Donnerstag, 06 Juni 2024 12:35)

    Ich schliesse mich allen Kommentaren an!

  • #7

    Hans-Jürg (Donnerstag, 06 Juni 2024 18:55)

    Das neue Logo: völliger Schwachsinn! Ueberhaupt keinen Bezug zur Gemeinde, ist Tradition nichts mehr wert?

  • #8

    Jogi (Donnerstag, 06 Juni 2024 20:49)

    Es war nur peinlich wie der Präsident über unser schönes Wappen hergezogen ist.
    Offenbar hat er keine Ahnung was die 4 Teile bedeuten. Genau so über das Logo der Schule. Dies ist Geringschätzung von oben herab. Offenbar ist die Behörde unterbeschäftigt und hat zu viel Geld. Kein Wunder will sich der Gemeinderat die Finanzkompetenzen erhöhen lassen.

  • #9

    Peter (Freitag, 07 Juni 2024 08:00)

    Wie kommt man auf die Idee 'das' eigentliche Gemeinewappen in
    einem Gemeindeschriftzug zu Ersetzen? Was macht das für einen Sinn? Und wieso darf ein Gemeiderat so etwas wichtiges alleine entscheiden??