Kampfwahl, Landverkauf, Statutenrevisionen – aber wen interessiert's überhaupt?

In rund zehn Tagen, am 19. November 2023, wird in Bubikon abgestimmt – aber nicht nur zum zweiten Wahlgang für die Zürcher Vertretung im Ständerat. Auf der Agenda stehen auch gewichtige regionale und kommunale Vorlagen: zwei Statutenrevisionen von Zweckverbänden, an denen Bubikon beteilt ist, eine Ersatzwahl in die Bubiker Sozialbehörde, und – für die reformierten Stimmberechtigten – ein einst höchst umstrittener Teilverkauf der Pfarrhausparzelle am Berglihöhweg.

Aber hohe Wellen wirft das Abstimmungsprogramm nicht, im Gegenteil: bisher keine Leserbriefe, keine Flyer, keine Parolen von Parteien. Von letzteren hat sich gerade einmal die «Mitte » vernehmen lassen, und zwar zur Ersatzwahl in die Sozialbehörde, die ja eigentlich eine Kampfwahl zwischen dem freisinnigen Kandidaten Andreas Johann Hess und der parteilosen Maya Kellerhals ist. Empfehlung der «Mitte»: Stimmfreigabe... Für Hess hängt zwischen Bubikon und Wolfhausen gerade mal ein einsames Plakat der FDP.

Ist Bubikon politikmüde geworden? Halten sich die streitbaren Geister, die in der letzten Legislatur kaum eine Gelegenheit ausgelassen haben, für politischen Radau in der Gemeinde zu sorgen, satt und zufrieden in ihren neu errungenen Ämtern still?

Stand Dienstagmorgen (7. November 2023) sind bei den Stimmberechtigten noch nicht einmal die amtlichen Abstimungsunterlagen eingetroffen, was eigentlich unzulässig wäre, bei zweiten Wahlgängen im Sinne einer Ausnahmeregelung aber möglich ist (buebikernews berichtete). Das hängt teilweise mit der Logistik des Kantons für den zweiten Wahlgang in den Ständerat zusammen, aber nicht nur. Bubikon, das eine Lieferung bis spätestens 9. November 2023 versprochen hat, scheint besonders spät dran zu sein. Eine Woche vor dem Abstimmungssonntag – da ist briefliches Abstimmen per Post kaum mehr möglich.

Zu erwarten ist deshalb wohl eine Mini-mini-Stimmbeteiligung. Und ein Zufallsergebnis für die lokalen Vorlagen, aber auch für die Ständeratswahl. Das ist sehr bedauerlich.

Kommentar: Thomas Illi, Redaktionsleiter buebikernews