Die Personaladministration, neudeutsch «Human Resource Management» oder abgekürzt «HR», ist in einer Gemeindeverwaltung eine der wichtigsten Aufgaben des Gemeindeschreibers oder der Gemeindeschreiberin. Stefan Mettler, der Vorgänger des aktuellen Bubiker Gemeindeschreibers Urs Tanner, stand wegen HR-Themen wiederholt im Kreuzfeuer öffentlicher Kritiker, zu denen namentlich auch der heutige Gemeindepräsident Hans-Christian Angele gehörte. Moniert wurden eine angeblich zu hohe Personalfluktuation und ein angeblich rüder Umgangston mit den Gemeindeangestellten – Vorwürfe, die später in offiziellen Untersuchungen klar und eindeutig widerlegt wurden.
In einem Interview im «Zürcher Oberländer» mit unkritischen Fragen des Chefredaktors durfte Gemeindepräsident Angele Ende Juli auf die Frage, wie sich die Personalsituation entwickelt habe, sich selber auf die Schulter klopfen: «Auch da ist es uns gelungen, Ruhe und Professionalität hineinzubringen. Das gleiche Gefühl, die gleiche positive Stimmung wie im Gemeinderat spüre ich auch in der Verwaltung, die sehr gute Arbeit leistet. Und auch die Fluktuation bewegt sich völlig im normalen Rahmen.»
Und nun das: Gemäss einem am 20. Juli 2023 publizierten Stelleninserat sucht die Gemeinde Bubikon für die Personaladministration eine «HR-Fachperson» mit einem Stellenpensum von 50 Prozent. Gemäss dem Aufgabenbeschrieb ist diese neugeschaffene Stabsstelle zuständig für die «Führung der gesamten Personaladministartion ausgenommen der Lohnbuchhaltung.» Die neue Kaderperson soll unter anderem den Gemeindeschreiber in sämtlichen personellen Prozessen vom Eintritt bis zum Austritt unterstützen, selbstständig rechtliche Fragen klären, HR-Projekte führen, Budgets erstellen und überwachen und die Berufsbildung in der Verwaltung und den Betrieben steuern und führen.
Da stellen sich Fragen: Weshalb soll der Gemeindeschreiber einen Teil seines Aufgabenbereichs an eine neue Stelle delegieren? Hat die von Gemeindepräsident Angele angesprochene Professionalisierung in der Personaladministation in Wirklichkeit noch gar nicht stattgefunden, sondern soll erst jetzt mit dieser neuen Kaderstelle realisiert werden? Und wie verträgt sich das mit der in den letzten Jahren immer wieder geäusserten Kritik, die Gemeindeverwaltung Bubikon sei personell zu aufgebläht und koste zu viel?
Fachkräftemangel und Personalerhaltung als Herausforderungen
Gemäss Gemeindeschreiber Urs Tanner soll die Personalführung nicht an die neue Stabsstelle quasi ausgelagert werden: «Im Inserat sind die Aufgaben der HR-Fachperson klar umrissen, und das sind im Wesentlichen die klassischen HR-Unterstützungsprozesse.» Die Personalführung liege weiterhin beim Gemeindeschreiber oder – situativ – strategisch beim Gemeinderat. Die angestrebte Unterstützung im Bereich Personaladministration sei aber nötig, um den wachsenden Arbeitsanfall professionell bewältigen zu können: «Der Fachkräftemangel fordert uns, und wir müssen unter anderem im Rahmen der "Personalerhaltung" noch professioneller werden.» Ein Teil der Kosten für die neue Stelle kann laut Tanner aus der bestehenden Vakanz für die Lehrlingsbetreuung bestritten werden. Aber «kostenneutral» werde die Sache nicht.
Aktuell hat Bubikon auf den einschlägigen Job-Portalen insgesamt fünf vakante Stellen ausgeschrieben, darunter Positionen, für die seit Monaten
Personal gesucht wird, namentlich für die Fachstelle Zusatzleistungen AHV/IV, die Projektleitung Tiefbau und Werke und die stellvertetende Bereichsleitung Finanzen.
(bn)
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