Die Gemeinden Wetzikon, Hinwil und Gossau fordern laut einer Medienmitteilung vom Donnerstag «gemeinsam und entschieden», dass ausschliesslich die Best-Variante
«Tunnel tief» mit direkter Linienführung zwischen Wetzikon West und dem Betzholz in der zukünftigen Planung für die Oberlandautobahn weiterverfolgt und realisiert wird.
Im Zürcher Oberland besteht seit Jahrzehnten ein akutes Verkehrsproblem. Die Autobahn N15, welche das Brüttiseller-Kreuz und Reichenburg verbindet, ist nicht
durchgehend. Zwischen Hinwil/Betzholz und Uster fehlt das Verbindungsstück. Deshalb quält sich der Verkehr täglich stockend auf normalen Hauptverkehrsstrassen durch die Gemeinden Aathal, Wetzikon
und Hinwil. Die Stauzeiten führen zu unerwünschtem Ausweichverkehr, welcher sich Schleichrouten durch Weiler und Wohnquartiere der angrenzenden drei Gemeinden sucht. Denn auf der Achse
Uster-Wetzikon-Hinwil hat in den vergangenen 30 Jahren der Verkehr um satte 50% zugenommen. Zurzeit fahren täglich 30'000 Fahrzeuge auf dieser Achse. Die Einwohnerinnen und Einwohner leiden unter
Verkehr und Lärm.
Zwei Lösungsvarianten
Das Problem ist längst bekannt, und der Kanton hat deshalb den Lückenschluss schon vor Jahren in den kantonalen Richtplan aufgenommen. Dass nun das Bundesamt für
Strassen ASTRA das Projekt konkret an die Hand nimmt, wird daher ausdrücklich begrüsst. Für die Linienführung zwischen Wetzikon West und dem Betzholz existieren aufgrund der vorausgegangenen
Planung des Kantons Zürich zwei Lösungsvarianten: einerseits die im Richtplan vermerkte, oberflächennahe Linienführung über das Gemeindegebiet Gossau zur Forchstrasse und von da über die
entsprechend ausgebaute Forchstrasse in Richtung Hinwil / Rüti respektive in Richtung Autobahn N3; andererseits die Variante «Tunnel tief», die vom Anschluss Wetzikon West in kompaktem Felsen
direkt zum Kreisel Betzholz führt, ohne Naturschutzobjekte zu tangieren, und ab da in Richtung Rapperswil und Autobahn N3.
Die betroffenen Gemeinden Wetzikon, Hinwil und Gossau sind sich laut Mitteilung einig, dass die Variante «Tunnel tief» die richtige Lösung für den Lückenschluss
darstellt. Sie verursacht nur geringe Eingriffe in die Landschaft, schont die Siedlungen und die Natur, verhindert Lärmprobleme und entspricht der bereits vor Jahrzehnten mit dem Bau des
Betzholzkreisels teilrealisierten Idee, die N15 von Uster ostwärts zu verlängern und mit der Autobahn N3 zusammenzuschliessen. Aufbauend auf einer weitgehend bestehenden Verkehrsanlage erlaubt
der Anschluss beim Betzholzkreisel eine Anknüpfung an das bestehende Autobahnnetz, ohne Siedlungen nachhaltig zu beeinträchtigen.
Massive Eingriffe in Naherholungsgebiete
Die aus Sicht der drei Gemeinden deutlich schlechtere Richtplan-Variante hingegen hat im Bau- und Betriebszustand zwischen Wetzikon West und dem Betzholz erhebliche
Auswirkungen auf bestehende Siedlungsgebiete und die heute intakte Landschaft mit hohem Naherholungswert. So stellt die Linienführung der Oberlandautobahn gemäss Richtplan mit einer
oberflächennahen, in den Abschnitten zwischen Gossau-Dorf und Gossau Grüt, der Verzweigung Gossau-Oberottikon offenen Trassierung und einem massiven Ausbau der offen geführten Forchstrasse
zwischen dem Dorfteil Ottikon und dem Betzholz, einen massiven Eingriff in das Naherholungsgebiet der Gossauerinnen und Gossauer dar. Die Bevölkerung würde mit Lärm, Luftverschmutzung usw.
belastet. Hinzu kommt die langjährige Bauphase und die vorgesehene Realisierung mehrheitlich im Tagbau mit entsprechender Beeinträchtigung der Lebensqualität in Gossau mit seinen
Wachten.
Durch die angedachte Anpassung der Linienführung beim Betzholzkreisel und die damit verbundenen Terrainveränderungen würden die neuen Strassenbauten direkt durch
den historisch gewachsenen Hinwiler Weiler Affeltrangen führen und diesen zerstören resp. unbewohnbar machen. Einzelne Gebäude würden massivst beeinträchtigt oder müssten sogar komplett
abgebrochen werden. Selbst mit Lärmschutzmassnahmen würde ein Leben im Weiler verunmöglicht werden.
Das Tunnelportal des Anschlusses Wetzikon würde sich bei der Richtplanvariante aufgrund der Geometrie optisch und lärmtechnisch stärker auf das angrenzende
Siedlungsgebiet der Stadt Wetzikon auswirken, als bei der Variante «Tunnel tief».
Zudem ist zu erwarten, dass bei der Richtplanvariante ein grosser Verkehrsanteil, welcher Ziel und Quelle in der Industrie- und Gewerbezone Wässeri (Hinwil) hat,
aufgrund der längeren Fahrstrecke zwischen Anschluss Wetzikon und Betzholzkreisel den Anschluss Wetzikon bevorzugen und somit das Siedlungsgebiet der Stadt Wetzikon weiter belasten würde. Bei der
direkten Linienführung von «Tunnel tief» hingegen würde anteilsmässig mehr Quell- und Zielverkehr von und nach Hinwil über diese neue Achse abgewickelt werden, was sich günstiger auf die
Verkehrssituation in der Stadt Wetzikon auswirken würde.
Schreiben an die ASTRA
Gemeinsam fordern die Gemeinden Wetzikon, Hinwil und Gossau deshalb, dass explizit und ausschliesslich die Best-Variante «Tunnel tief» in der zukünftigen Planung
weiterverfolgt wird mit direkter, eventuell weiter optimierter Linienführung zwischen Wetzikon West und dem Betzholz gemäss vorliegendem Synthesebericht und der Empfehlung des Kantons Zürich. Den
Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Umwelt sowie den veränderten Verkehrsflüssen des Ziel-, Quell-, und Durchgangsverkehrs ist dabei besonders Rechnung zu tragen. Die Richtplanvariante ist
für die direkt betroffenen Gemeinden nicht akzeptabel und klar zu verwerfen.
Die drei Gemeinden haben in einem gemeinsamen Schreiben ihre Haltung dem Bundesamt für Strassen ASTRA mitgeteilt und dabei auch gefordert, als direkt Betroffene in
allen Planungsschritten miteinbezogen zu werden. Allen drei Gemeinden ist es ein grosses Anliegen, dass das Projekt «Lückenschluss Oberlandautobahn» nun rasch möglichst vorangetrieben wird und
siedlungs- und umweltverträglich endlich eine grosse verkehrliche Entlastung erzielt werden kann. Die Variante «Tunnel tief» ist dafür die ideale Lösung. (pd/bn)
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