Heute Sonntag, 22. September 2013, um punkt 22.44 Uhr, beginnt der Herbst. Dann durchschreitet die Sonne den Himmelsäquator von Norden nach Süden, und die Tage werden wieder kürzer als die Nächte. Keine Jahreszeit hat die Dichter aller Jahrhunderte so inspiriert wie diese. Besonders intensiv hat sich Rainer Maria Rilke (1875 bis 1929) mit dem Zauber der Vergänglichkeit des Herbstes auseinandergesetzt. Bekanntestes Rilke-Herbstlied ist der "Herbsttag" ("Herr, es ist Zeit...") aus dem "Buch der Bilder". Uns gefällt aber auch dieses Gedicht aus demselben Buch:
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
Rainer Maria Rilke
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