Wer glaubt, unsere heutige Art, Advent, Weihnachten und Jahreswechsel zu feiern, beruhe auf jahrhundertaltem Brauchtum, irrt gewaltig. Ein Blick in die Bubiker Ortschronik "Bubikon / Wolfhausen – zwei Dörfer, eine Gemeinde" zeigt, dass noch vor wenigen Jahrzehnten alles ganz anders war in unserer Gemeinde.
Jakob Zollinger beschreibt darin ausführlich die Silvesterbräuche, wie sie vor dem napoleonischen Einmarsch 1798 in Bubikon und Wolfhausen das dörfliche Geschehen zum Jahresschluss dominierten und sich bis ins 20. Jahrhundert hinein hielten. Im Vordergrund stand ein eher heidnisch-fasnächtliches als christlich-besinnliches "Chlausen", das sich nicht am 6. Dezember, sondern an Silvster abspielte und im späteren Schulsilvester fast bis in die heutigen Tage überlebte. 1788 empfahl Dorfpfarrer Johnnes Weber dem Dorfwächter, in der Altjahresnacht besonders wachsam zu sein, "damit die gewohnlichen Unruhen im Dorf aufgehebt werden". Bereits 1783 hatte sich der Pfarrer über das "Pögen und lermichte Clausen" beklagt und mit Anzeige an den Landvogt gedroht.
Gemäss Zollinger brachte der Silvsterchlaus am Abend den Kindern einen "Chlausbaum" und Geschenke, "wie sich überhaupt das heutige St.-Nikolaus- und Weihnachtsbrauchtum erst am Altjahresabend abspielte." Noch um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert zog der "Chlaus-Woodtli" vom Hellberg in einem Samtkostüm durch die Gemeinde, vom Landsacher über Sennschür-Wechsel, Talhof-Büel ins Dörfli. Überall, so Zollinger, sagte er einen Neujahrsspruch auf. Die Chlausentour dauerte auch am Neujahrsmorgen fort. Dann machte sich auch die ganze Dorfbevölkerung auf, von Tür zu Tür zu gehen und allseits ein gutes neues Jahr zu wünschen. Zur Belohnung gab es als Neujahrsgebäck Wähe und Weggen. Selbst aus dem st. gallischen Seebezirk und aus der March kamen Menschen nach Bubikon, um an der "Neujahrsbachete" teilzuhaben.
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