In unserer Nachbargemeinde Rapperswil-Jona wird ein neues Mitglied des Stadtrats gesucht, welches das Bauressort übernehmen soll. Aber es sind nicht etwa die Parteien, die an Versammlungen in Restaurant-Säli Vorschläge für die Wahl diskutieren. Vielmehr ist eine aus gewerblichen Kreisen initiierte "Findungskommission" an der Arbeit, die vorgeht wie bei einer Stellenneubesetzung in der Privatwirtschaft: Zunächst wurden Stelleninserate geschaltet, jetzt hat man aus einem Dutzend von Bewerbungen (darunter einige aus der ganzen Schweiz) eine engere Auswahl getroffen.
Zwar sitzen in der Kommission auch Parteienvertreter. Zwar bietet diese Art von Kandidatensuche wohl in der Tat Gewähr, dass sich am Schluss ein fachlich qualifizierter Bewerber aus der Selektion herausschält. Aber: Ist das noch Demokratie? Ist es richtig, dass nur Interessentinnen und Interessenten für ein politisches Amt kandidieren dürfen, die einen Selektionsprozess wie bei einer Stellenbewerbung durchlaufen haben? Entscheiden so am Schluss nicht Lobbyisten und Interessensvertreter anstelle des Stimmvolks? Es würde nicht überraschen (und wäre aus demokratischer Sicht zu begrüssen), wenn in Rapperswil-Jona ein Kampfkandidat gegen den selektionierten offiziellen Bewerber aufgestellt würde...
Thomas Illi, Chefredaktor "buebikernews"
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